Fohlenrettung - Falsche Medikamentenabgabe

Shownotes

In dieser Folge berichten Prof. Karsten Feige, Leiter der Pferdeklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover und Dr. Frederik Heun über einen seltenen, aber hochkritischen Notfall: Ein erst 13 Tage altes Hengstfohlen erleidet nach einer massiven Überdosierung von Moxidectin schwere neurologische Ausfälle – ausgelöst durch eine Verwechslung mit einem Vitaminpräparat. Nach intensiver Stabilisierung scheitert der erste Therapieversuch mit Flumazenil. Dann der Durchbruch: Eine intravenöse Lipid-Emulsion („Lipid-Rescue“) zieht den fettlöslichen Wirkstoff aus dem Zielgewebe – das Fohlen steht, trinkt und erholt sich sichtbar binnen Stunden. Was nach High-Risk klingt, wird zum Lehrstück über Teamwork, Literaturrecherche und sicheren Arzneimittelgebrauch. Kapitelmarken

00:00 – Intro & Ziel der Folge

00:54 – Sensibilisierung: richtiger Umgang mit Medikamenten

02:22 – Fallvorstellung: 13-Tage-Fohlen, Verwechslung & Überdosierung

04:45 – Klinische Symptome & Aufnahmezustand

06:17 – Intensivmaßnahmen: Wärme, Infusion, Magensonde, Harnkatheter

10:45 – Wirkmechanismus Moxidectin & Besonderheiten bei Fohlen

12:38 – Prognose, Lipophilie & lange Halbwertszeit

15:11 – Entscheidungsfindung mit Besitzer: Szenarien & Kosten

16:39 – Flumazenil-Versuch und warum er hier nicht griff

19:27 – Idee „Lipid-Rescue“ aus Literatur & Kleintiermedizin

23:09 – Organisation & Durchführung der Lipid-Infusion

24:34 – Der Wendepunkt: Aufstehen, Trinken, rasche Besserung

26:20 – Team-Moment & Emotion

27:19 – Wissenschaftliche Konsequenzen & Publikation

29:03 – Takeaways für Pferdehalter:innen

31:36 – Ausblick: Nächste Folge zu IBD

Wichtigste Takeaways für Pferdehalter:innen:

Zulassung beachten: Moxidectin ist erst ab > 4 Monaten fürs Pferd zugelassen.

Dosis = Wirkung vs. Risiko: Immer Gewicht korrekt schätzen/ermitteln, Dosierskala sorgfältig einstellen.

Verwechslungen verhindern: Medikamente getrennt, klar beschriftet und nicht neben Ergänzungs- oder Vitaminpasten lagern.

Früh tierärztlich abklären: Bei Auffälligkeiten (Apathie, Festliegen, Trinkunlust, neurologische Symptome) sofort Tierarzt kontaktieren.

Fragen oder Themenwünsche? Schreibt uns an podcast@gpm-vet.de Empfehlt die Folge gern an Stallkolleg:innen weiter und abonniert den Podcast, um nichts zu verpassen.

Transkript anzeigen

00:00:00:

00:00:24: Bei so schwer erkrankten Fohlen ist es, denke ich, Auch auf jeden Fall die Pflicht des Tierarztes, die Besitzer rechtzeitig zu orientieren, dass im schlimmsten Fall so eine Erkrankung auch ja nicht therapierbar sein kann.

00:00:37: Professor Carsten Feige ist Leiter der Pferdeklinik der Tierärztlichen Hochschule in Hannover und Ehrenpräsident der Gesellschaft für Pferdemedizin.

00:00:45: Mein Name ist Ina Tenz und in diesem Podcast in dieser Folge schildern wir einen ganz besonderen Fall hier an der Tierärztlichen Hochschule.

00:00:54: Sie erleben ja jeden Tag immer besondere Situationen.

00:00:57: Und wir wollen mit dieser Folge ein wenig sensibilisieren, hinsichtlich dem Umgang mit Medikamenten im alltäglichen Umgang.

00:01:07: Herzlich willkommen.

00:01:08: Ja, zuerst mal vielen Dank, Frau Tenz, dass Sie heute da sind.

00:01:11: Ja, und wir haben uns natürlich diesen Fall ausgedacht, weil wir gedacht haben, Gerade jetzt in dieser Jahreszeit, wo viele Entwurmungen zum Beispiel anstehen, also antiparasitäre Behandlungen, bringen wir einen besonderen Fall, der vor kurzem bei uns vorgestellt worden ist.

00:01:29: Ein Fall, der sicherlich sehr selten vorkommt, wo aber ein hohes Risiko besteht, dass bei Fehlanwendungen von Medikamenten vergleichbare Fälle auftreten.

00:01:39: Das ist die Motivation, warum wir den Fall vorstellen.

00:01:44: Und dazu habe ich meinen Kollegen Friedrich Heun eingeladen, der hier an unserer Hochschule in der internistischen Abteilung arbeitet, eine europäische Fachdiautzausbildung durchlaufen hat.

00:01:58: in Kürze seine Prüfung auf diesem Gebiet ablegen wird.

00:02:02: Er hat diesen Fall angenommen und kann ihn direkt aus erster Hand schildern.

00:02:06: Hallo, Herr Euen.

00:02:07: Hallo.

00:02:09: Ich muss sagen, mich hat der Fall, wir hatten ihn ja im Vorfeld besprochen, sehr bewegt aus vielen Gründen, aber ich nehme nicht zu viel vorweg.

00:02:16: Vielleicht schildern Sie uns zu Beginn ganz kurz, was ist an diesem besonderen Tag passiert?

00:02:22: An dem Abend wurde uns ein ungefähr dreizehn Tage altes Hengstfohlen vorgestellt.

00:02:28: Eigentlich war das Fohlen seit Geburt an gesund, munter und hat sich verhalten wie jedes andere Fohlen.

00:02:34: Aber am Tag der Vorstellung wurde dann morgens ein Medikament verabreicht per Os, also über das Maul.

00:02:40: Eigentlich sollte dem Fohlen ein Vitaminpräparat verabreicht werden.

00:02:44: Das wurde allerdings unglücklicherweise mit einer Wurmkur verwechselt und diese wurde auch deutlich überdosiert für das Körpergewicht des Fohlen verabreicht.

00:02:54: Und zum Nachmittagabend hin ist das Fohlen dann ja mit deutlichen Verhaltensänderungen, neurologischen Symptomen aufgefallen.

00:03:01: Die waren dann am Ende so schwerwiegend, dass das Fohlen bei uns in der Klinik vorgestellt wurde.

00:03:06: Also man denkt ja so ein Wurmpräparat, also man sollte ja Fohlen entwurmen.

00:03:11: Aber wie immer ist da wahrscheinlich die Dosis relevant.

00:03:16: Genau so ist das, besonders bei dem Moxidektin, was hier verabreicht wurde.

00:03:20: Es ist so, dass ... bei einer Überdosierung, um sich das Präparat auch im Gehirn anreichern kann, was es bei korrekter Anwendung eigentlich nicht tut und dann zu schwerwiegenden neurologischen Ausfällen führen kann.

00:03:33: Fohlen sind hier besonders empfänglich und gerade die stark Überdosierung.

00:03:38: ist dann hier entsprechend die Erklärung, warum es bei dem Fohlen so schwerwiegende Symptome gab.

00:03:43: Ist das Präparat denn zugelassen für Fohlen?

00:03:45: grundsätzlich?

00:03:45: Oder ich meine, es war ja ein Fehler, aber wird es... Trotzdem eingesetzt bei der Entwurme von Fohlen oder ist man auch da vorsichtig?

00:03:53: Also grundsätzlich in diesem Fall war es einfach eine unglückliche Verwechslung der Präparate, dass man zwei Pasten zum Eingeben über das Maul.

00:04:01: Von der Zulassung her ist es so, dass das Moxidektin bei Pferden ab einem Alter von über vier Monaten zugelassen ist.

00:04:09: Das heißt, bei dreizehn Tage alten Fohlen wäre das jetzt nicht anzuwenden.

00:04:14: Wobei wir vielleicht grundsätzlich sagen muss, das ist ein hochpotentes Antiparasitäres Mittel, also eine hochpotente, sehr gut wirksame Wohnkur, die in der Wohnprophylaxe auf jeden Fall absolut ihre Berechtigung hat, aber eben nicht bei Fohlen, weil dann das passieren kann, was wir jetzt gleich schildern.

00:04:35: Passt genau, ist passiert.

00:04:37: Den Besitzern war schon aufgefallen, dass das Fohlen im Laufe des Tages immer reduzierter wurde, sehr viel lag, am Ende nicht mehr eigenständig stehen konnte und Es war auch letztendlich nicht mehr fähig, an der Stute zu trinken, zu saugen, auch nicht mit Hilfe, sodass das Fohlen in einem schon recht schlechten Zustand bei uns in der Klinik vorgestellt wurde.

00:04:57: Haben

00:04:57: die Besitzer denn erst den eigenen Tierarzt gerufen oder sind sie direkt in die Tiro gefahren?

00:05:02: Glücklicherweise haben die Besitzer erst den eigenen Haustierarzt kontaktiert.

00:05:07: Der konnte nämlich erste stabilisierende Maßnahmen durchführen.

00:05:10: Flüssigkeit über Infusion zum Beispiel verabreichen und sicherstellen, dass das Fohlen überhaupt transportfähig ist und quasi Heile bei uns ankommen kann.

00:05:18: War den Besitzer der Fehler bewusst oder dachten die immer noch, dass Fohlen hätte, eine Vitaminpass zu bekommen?

00:05:23: Der Fehler bzw.

00:05:25: die Verwechslung, die war recht schnell aufgefallen, dass letztendlich diese Verwechslung aber so schwer wiegende Folgen haben kann.

00:05:31: Das war nicht bekannter von Anfang an.

00:05:33: Und in welchem Zustand war das Fohlen genau?

00:05:35: Es konnte nicht aufstehen, es konnte nicht trinken, musste wahrscheinlich in die Behandlungsräume getragen werden?

00:05:41: Ja, also nach den ersten stabilisierenden Maßnahmen durch den Haustierarzt war es schon so, das Fohlen konnte mit Assistenz bei Ankunft noch etwas stehen, wirkte aber wie extrem sediert.

00:05:53: War apathisch, abwesend, wie ein sehr stark sediertes Pferd.

00:05:57: Und letztendlich nach Ankunft ... Als der Transportstress dann abflachte, war es auch so, dass das Fohlen eigentlich gar keinen Antrieb mehr zeigte, sich selber zu bewegen.

00:06:07: Nachdem es sich abgelegt hat, konnte es auch nicht mehr eigenständig aufstehen.

00:06:11: Welche Mechanismen greifen dann hier?

00:06:13: Also wie ist so ein Notfallplan, wenn ein Fohlen in dem Zustand eingeliefert wird?

00:06:17: Also letztendlich sind die ersten entscheidenden Maßnahmen, dass man das Fohlen soweit stabilisiert.

00:06:24: Das lebenswichtige Funktionen ... funktionieren können.

00:06:28: Bei so schwerwiegend erkrankten Fohlen ist es wichtig.

00:06:31: In dem Fall bestand z.B.

00:06:32: unter Temperatur.

00:06:33: Wir mussten das Fohlen also wieder auf Normaltemperatur erwärmen.

00:06:37: Ein Flüssigkeitsmangel konnten wir dann zügig mit Flüssigkeit über einen Tropf, also Infusionstherapie, korrigieren.

00:06:44: In diesem Fall war es natürlich so, das Fohlen konnte nicht eigenständig trinken, hatte keinen Saug und Schluckreflex mehr.

00:06:50: D.h.

00:06:51: wir mussten z.B.

00:06:51: eine Magensonde legen, um das Fohlen zu ernähren.

00:06:55: Aufgrund der neurologischen Probleme, die durch dieses Moxidektin verursacht wurden, war es auch so, dass kein eigenständiger Hahnabsatz mehr möglich war.

00:07:03: D.h.

00:07:03: die Blase, die war enorm gefüllt und im schlimmsten Fall kann die auch mal reißen.

00:07:07: D.h.

00:07:08: da war auch entsprechend Eile geboten, ein Hahnkatheter einzubringen, um den Ugen abzuleiten und um da endlich Komplikationen vorzubeugen.

00:07:17: Das klingt nach einem maximalen Intensivfall.

00:07:20: Auf jeden Fall, man kann sich das schon vorstellen, wie eine kleine Intensivstation.

00:07:23: Gerade bei den Folien oder in diesem Fall, das Folien war festliegend, hat eigentlich dann kaum noch spontan Bewegungen gezeigt.

00:07:30: Das heißt, es wird in einem extra separierten Abteil von der Stute gemanagt, bekommt Infusionen und Sauerstoff, wird gewärmt letztendlich ähnlich wie in einer Intensivstation natürlich auf den Pferdestall umgemünzt, sodass wir da entsprechend die bestmögliche Initialversorgung erst mal gewährleisten konnten.

00:07:51: bevor wir dann uns entsprechend an die gezielte Therapie oder Therapieversuche machen konnten.

00:07:56: Das kann man vielleicht hier ergänzen.

00:07:58: Das hört sich jetzt sehr aufwendig an, ist auch aufwendig.

00:08:01: Das ist eigentlich nicht nur eine kleine Intensivstation, sondern das ist eine tatsächliche, intensivmedizinische Behandlung, die rein gegen die Symptomatik gerichtet ist.

00:08:11: Idealerweise würde man sagen, da gibt man jetzt einfach ein Gegenmittel und dann war es das.

00:08:17: Das gibt es aber nicht, das ist nicht vorhanden.

00:08:19: Insofern ist man darauf angewiesen, eine symptomatische Therapie zu machen, durchzuführen und dann zu erwarten, dass dieses Fohlen mehr oder weniger dieses Medikament selber ausscheidet.

00:08:33: Können

00:08:33: Sie vielleicht noch kurz etwas dazu sagen, warum dieses Medikament genau diese neurologischen Ausfälle bewirkt?

00:08:40: Also, was da der Wirkstoff ist, warum das diese Folgen hatte?

00:08:45: Das Moxidektin in der üblichen Anwendung soll an Ionenkanälen wirken, die an den Parasiten quasi vorhanden sind.

00:08:54: Es öffnet diese Ionenkanäle und führt dann zu einer Lähmung der Parasiten und damit entsprechend kommt der antiparasitäre Effekt.

00:09:02: Das Problem bei der Intoxikation bzw.

00:09:04: bei dieser Überdosierung ist, dass das Medikament, wenn es überdosiert ist, die Bluthirnschranke überschreiten kann.

00:09:11: Das heißt, normalerweise kommt der Werkstoff nicht ins Gehirn, in diesem Fall schafft er es aber ins Gehirn.

00:09:15: Und dann kann er an entsprechend, ja, sogenannten GABA-Rezeptoren im Gehirn wirken.

00:09:21: Da öffnet dieses Medikament auch Ionenkanäle, genauer gesagt ein Chloride-Ionenkanal.

00:09:27: Und das führt dann zu einer starken zentralen Depression.

00:09:30: Das heißt, starken, ja sedierenden Effekten, die sich auf das Verhalten, aber auch auf vegetative Funktionen auswirken können.

00:09:39: Letztendlich erklärt sich so das Symptombild dieser starken Apathie.

00:09:44: Das kann sogar im schlimmsten Fall bis zu einem Koma reichen.

00:09:47: Und letztendlich ist diese Bindung nicht umkehrbar durch Medikamente, die uns zur Verfügung stehen.

00:09:54: Und das wohl gemerkt beim Fohlen.

00:09:57: Also dieses Medikament wirkt, wir haben gerade gesagt, am Parasiten und üblicherweise nur am Parasiten und nicht am gesunden erwachsenen Pferd.

00:10:08: Ausnahmer, wie gesagt, das Fohlen, da greift der Mechanismus, der gerade erklärt wurde, da kann es die Blutierenschranke passieren.

00:10:15: Gefährte Besitzer sind ja dankbar, dass es diese anti-parisitären Mittel gibt, also Wurmkuren und dergleichen.

00:10:21: Ja, wir Tierärzte auch.

00:10:22: Das ist ein wirklich ein extrem erfolgreiches und gut einsetzbares und üblicherweise auch gut verträgliches Medikament.

00:10:30: Aber

00:10:31: wie immer macht ja die Dosis das Gift und in diesem Fall ist es ja leider sehr schief gegangen.

00:10:36: Wie gehen Sie dann weiter vor?

00:10:38: Also, besprechen Sie sich dann vor allen Dingen.

00:10:41: auch als Patientenbesitzer hätte ich die Frage zuallererst wahrscheinlich gefragt, wie ist die Prognose?

00:10:47: Ist das reversibel, auch die Schäden, die da entstehen?

00:10:50: Man muss auf jeden Fall sagen, dass das Medikament an sich jetzt die Nervenzellen per se nicht zerstört oder schädigt.

00:10:57: Es ist halt so, dass das Medikament so lang ist im Gehirn wirkt, diese sedierenden zentral dämpfenden Effekte hat.

00:11:06: Wenn man es schafft oder wenn der Körper es selber schafft, das Medikament vollständig loszuwerden und auszuscheiden, dann ist auch davon auszugehen, dass das Fohlen sich ganz normal wieder entwickeln kann.

00:11:16: Das große Problem ist aber, dass sich dieses Medikament, weil es sehr lipofiel ist, das heißt fettlöslich, sich im Gehirngewebe, was viel Fettgewebe enthält, oder fett oder sehr lipofiel ist, dass es sich da anreichert und auch im Fettgewebe.

00:11:31: Das heißt, das Medikament verbleibt üblicherweise sehr lange im Tier und der Körper braucht recht lange, um es auszuscheiden.

00:11:38: Können

00:11:38: Sie was zu dem Zeitraum sagen?

00:11:40: Also ist es ein Monat oder zwei Monate oder eine Woche?

00:11:43: Die Halbwertszeit, das heißt, die Zeit bis ungefähr die Hälfte des Medikaments ausgeschieden ist.

00:11:49: Die beträgt schon circa einen Monat.

00:11:51: Und das zeigt auch ... letztendlich, wie herausfordernd es, denke ich, dann sein kann, dieses Problem zu therapieren.

00:11:58: Ziel ist, die Bindung im Gehirn möglichst schnell zu reduzieren oder die Konzentration des Wirkstoffes im Nervengewebe.

00:12:07: Und das ist eine wirkliche Herausforderung, das zu ermöglichen.

00:12:12: Die Perspektive, ein Monat ein Fohlen zu haben, das nahezu um Koma liegt und nicht aufstehen kann, da weiß man ja, das hat auch Folgeprobleme.

00:12:22: Also, wenn ein Fohlen nicht steht, wenn es sich nicht bewegt, selbst wenn es dann nach einem Monat wieder fit sein sollte, ist ja die Prognose e-fraglich, oder?

00:12:30: Definitiv.

00:12:30: Also, gerade wenn Fohlen festliegend sind, dann können viele Folgeprobleme entstehen.

00:12:38: Durch das Liegen können zum Beispiel die Lungen geschädigt werden.

00:12:41: Auch die regelrechte Entwicklung des Fohlen ist natürlich nicht möglich, weil dafür ist Bewegung nötig, um ... das Skelett- und Muskelsystem auszubilden.

00:12:51: Es ist auch nötig, dass das Fohlen eigenständig dringend, nicht nur für die Bindung zwischen Fohlen und Stute, sondern auch für eine physiologische Verdauung.

00:12:57: Also ein Monat, einen Fohlenfest liegen zu managen, da sind mir keine Fälle bekannt.

00:13:03: Und es war definitiv das Ziel, das schneller hinzukriegen, vor allen Dingen auch mit Blick auf die entstehenden Kosten, die ... entsprechend bei so einer Intensivtherapie ja pro Tag und pro Stunde entstehen.

00:13:14: Also die Entscheidungen müssen sicherlich auch dann mit der Besitzerin, mit dem Besitzer getroffen werden und besprochen werden mit allen möglichen Szenarien auch eben denen, dass es nicht gut ausgehen könnte.

00:13:25: oder wie sind sie vorgegangen.

00:13:26: Bei so schwer erkrankten Fohlen ist es denke ich auch auf jeden Fall die Pflicht des Tierarztes die Besitzer rechtzeitig zu orientieren, dass im schlimmsten Fall so eine Erkrankung auch nicht therapierbar sein kann.

00:13:38: In diesem Fall

00:13:39: wahrscheinlich, oder?

00:13:41: Ja, letztendlich ist es oft bei so schwer erkrankten Folien, dass die ersten ein, zwei, drei Tage entscheiden, in welche Richtung es sich entwickelt.

00:13:49: Wir sind so vorgegangen, weil wir natürlich jetzt das volle Ausmaß noch nicht kannten, dass wir gesagt haben, es macht Sinn, erst einmal den Symptomverlauf zu beurteilen.

00:13:58: Wenn sich das jetzt unter maximaler Therapie weiter verschlechtert, dann ist auf jeden Fall von einer sehr schlechten Prognose auszugehen.

00:14:07: letztendlich der versucht, das Fohlen zu stabilisieren.

00:14:11: Da haben wir schon zu geraten, das zu versuchen.

00:14:14: Und bei Ansprechen der Therapie hatten wir uns erhofft, dass dann auch vielleicht innerhalb von einigen Tagen ein Erfolg zu sehen ist.

00:14:20: Und dann heißt es natürlich dranbleiben, bis das Fohlen vollständig genesen ist.

00:14:24: Aber hier in dem Fall ist das nicht gelungen.

00:14:27: Die stabilisierenden Maßnahmen haben zwar dazu beigetragen, dass man das Fohlen eben stabil halten konnte, aber Es ist keine Besserung eingetreten.

00:14:37: und das war letztendlich die Herausforderung.

00:14:39: der Zeitdruck der entstanden ist, weil selbst wenn man davon ausgegangen wäre, dass wir das in irgendeiner Form unendlich lange behandeln können, wäre ja nach einem Monat aufgrund der Überdossierung des Medikaments immer noch eine mehr als therapeutische Dosis vorhanden gewesen.

00:14:56: Das heißt, man hätte noch viel, viel längere Zeit eigentlich als Therapie Zeit berechnen müssen.

00:15:05: Und deshalb hat sich Herr Heunern auf die Suche gemacht, ob es alternative Bahnwahlmöglichkeiten gibt.

00:15:11: Genau, gerade in solchen Fällen, die jetzt doch nicht alltäglich vorkommen, war natürlich erstmal der erste Schritt, dass wir einmal die Literatur gesichtet haben.

00:15:20: ob es ähnliche Fälle gibt, die vielleicht erfolgreich behandelt wurden, mit mehr als der symptomatischen Therapie, die in der Regel hier die Standardtherapie ist.

00:15:28: Und nach der Literatur-Recherche und auch dem intensiven Austausch mit den Kollegen hier in der Klinik, hatten wir zum Beispiel einzelne Fallberichte gefunden, wo zum Beispiel das Medikament flumacenil verabreicht wurde.

00:15:42: Da war auch Professor Feige, einer der Co-Autoren noch in seiner Zeit in Zürich.

00:15:48: Das war unser erster Schritt.

00:15:50: um zu versuchen, das Moxidektin zu antagonisieren bzw.

00:15:55: dem zu entgegenzuwirken.

00:15:57: Ja, das kann ich vielleicht sagen.

00:15:58: Das ist tatsächlich ein Fall gewesen aus meiner Oberarztzeit.

00:16:01: Da haben wir einen vergleichbaren Fall gehabt.

00:16:03: Also eben diese Fälle kommen immer mal wieder vor.

00:16:07: Und auch damals waren wir in einer vergleichbaren Situation und haben uns dann auch überlegt, Wie könnte man das angehen?

00:16:15: Und auch da gab es schon eine Fallbeschreibung und wir haben praktisch ein Medikament eingesetzt, das am gleichen Rezept erwirkt.

00:16:23: wie dieses Moxidektin mit der Idee, wenn die beiden im Wettbewerb stehen, dann kann dieses eine nicht so stark wirken, weil das andere dem immer Platz wegnimmt, wo es wirken kann.

00:16:36: Und das Medikament heißt Flumazil?

00:16:39: Flumazil heißt das.

00:16:41: Das ist ein Medikament, das auch in der humanen Medizin ... verwendet wird, eine sedierende Wirkung hat und hier aber nicht wegen der sedierenden Wirkung eingesetzt wird, sondern weil es wie gesagt am gleichen Rezeptor, also praktisch an der gleichen Eintrittsforte in einer Zelle wirkt.

00:16:58: und dann die Idee, die beiden oder dieses neue Medikament, das gegebenen Medikament wirkt dann im Wettbewerb mit dem anderen und verhindert, dass das Moxidektin in die Zelle eindringen kann.

00:17:10: Und dieses Medikament wird verabreicht per Tropf- oder Kabelettenform?

00:17:15: Ja,

00:17:15: das ist ein Ineaktionspräparat, das wir damals auch so gegeben haben.

00:17:19: Und es ist tatsächlich bei diesem Fall damals erfolgreich gewesen.

00:17:24: Und bei unserem hier, den Hain gerade vorgestellt hat, hat das nicht geklappt.

00:17:30: Genau.

00:17:30: Unglücklicherweise hat die Verabreichung dieses Medikaments in dem Fall ... Kein Effekt gebracht.

00:17:35: Wir sind da dann auch entsprechend noch mal ein bisschen mehr ins Detail gegangen.

00:17:38: Dieses Flumacenil wirkt grundsätzlich an einer anderen Stelle an dem Rezeptor als das Moxidektin.

00:17:46: Das Flumacenil ist üblich ein Mittel, was gegeben wird, wenn es zu einer Überdosierung mit Benzodiazepinen kommt.

00:17:55: Das sind Medikamente, die zum Beispiel in der Narkose eingesetzt werden.

00:17:59: Und das Moxidektin hatten etwas anderen Wirkmechanismus und wirkt an einer anderen Stelle im Bereich dieses Rezeptors, sodass wir uns am Ende erklären konnten, eigentlich logisch, dass es nicht gewirkt hat.

00:18:11: Aber es war natürlich ein Versuch wert, vor allen Dingen, weil beschrieben war, dass es in Erfolg bringen kann beim Fohlen.

00:18:18: Dieser Podcast wird von der Pferdegesundheit von Böhringer Ingeleim unterstützt.

00:18:23: Das Leben von Tieren und Menschen ist auf tiefe und komplexe Weise miteinander verbunden.

00:18:28: Böhringer Ingelheim ist überzeugt.

00:18:30: Wenn Tiere gesund sind, sind auch die Menschen gesünder.

00:18:33: Das Ziel des Forschenden Familienunternehmen Böhringer Ingelheim ist es, die Gesundheit und das Leben von Menschen und Tieren durch die Prävention von Infektionskrankheiten, die Förderung von Tierwohl und die Stärkung der Bindung von Mensch und Tier zu fördern.

00:18:48: Über welches Zeitfenster sprechen wir jetzt, also von Einlieferung bis Verabreichung von diesem Medikament, sind wie viele Stunden vergangen, Tage?

00:18:57: Also das Flumazenil, das haben wir, weil wir das gut verfügbar haben, direkt in der Nacht der Anlieferung gegeben und letztendlich dann über die nächsten Stunden den Symptomverlauf bis zum Morgen beobachtet.

00:19:11: Und das heißt, das wurde nach der initialen Stabilisierung und der Einrichtung der ganzen intensivmedizinischen Maßnahmen verabreicht.

00:19:19: Und dann haben Sie festgestellt, es wirkt nicht wie gewünscht und das Zeitfenster schließt sich.

00:19:25: Wie gehen Sie dann weiter vor?

00:19:27: Ja, letztendlich hat sich bei der Literaturrecherche eine weitere Idee ergeben, die wir dann natürlich auch hier mit unseren Ober- und Chefärzten noch mal ja weiter besprochen haben.

00:19:38: In vereinzelten Fällen, beim Pferd etwas vermehrt, aus der Kleintiermedizin bekannt, bei Vergiftungen mit fettlöslichen Medikamenten können Infusionen mit fettreichen Emulsionen helfen.

00:19:53: Die Idee dahinter ist, wenn wir das fettlösliche Medikament zum Beispiel im Gehirn angereichert haben, dann ist das Ziel mit dieser Infusion, dass wir den Fettgehalt in Blut erhöhen.

00:20:04: Und das soll dann dazu führen, dass das fettlösliche Medikament sich wieder in Blut anreichert, also aus dem Gehirn quasi weg diffundiert.

00:20:12: Wenn es in Blut ist, kann es erstens nicht mehr im Gehirn wirken und steht dann auch den anderen Stoffwechselorganen zur Verfügung, um es auszuscheiden oder zu Verstoff wechseln.

00:20:22: Beim Moxidektin eher das Ausscheiden, aber letztendlich ja die Idee ist dahinter.

00:20:26: den Wirkstoff aus dem Zielgewebe herauszuziehen, war einfach gesagt.

00:20:32: Klingt einfach, aber es braucht ja doch dann Kreativität und Eingabe, natürlich Fachkenntnis, das setzt sich ja auch voraus, aber auch dann diesen Weg zu gehen zu sagen, genau das versuchen wir jetzt.

00:20:47: Wie läuft sein Abstimmungsprozess?

00:20:49: Er ist ja auch nicht ohne Risiko.

00:20:51: und was ist denn, wenn es nicht funktioniert?

00:20:53: Das kann ich vielleicht beantworten.

00:20:54: Das ist natürlich Gegenstand der Gespräche auf Visiten, wenn man zu euch einen Problemfall hat, wo eine Therapie nicht wirkt oder wo man vor Probleme gesetzt wird, die nicht alltäglich sind.

00:21:10: Ist das Erste, was gemacht wird, ein kollegialer Austausch?

00:21:13: Üblicherweise ist in vielen Köpfen viel Ideen gut und Wissen vorhanden, das häufig zum Ziel führt.

00:21:20: Und der zweite Schritt ist, so wie das hier gemacht worden ist, dass man natürlich die wissenschaftliche Literatur sichtet und schaut, was ist denn Vergleichbares schon gemacht worden?

00:21:31: Wo sind ähnliche Probleme aufgetreten?

00:21:34: Wie hat man die behandelt?

00:21:36: vielleicht nicht nur beim Pferd, sondern auch bei anderen Tierarten, also bei Kleintieren oder beim Menschen, so dass man da mehr oder weniger eine Idee bekommt, wie man solche Dinge angehen könnte.

00:21:48: Das ist ein üblicher Prozess, der in diesem Fall auch so gemacht worden ist.

00:21:53: Das Vorgang ist dann abgestimmt worden und aus diesem Grund ist dann auch nach Information der Besitzerin über dieses sicherlich nicht ganz alltägliche Vorgehen, diese Therapie durchgeführt worden.

00:22:07: Und die Besitzerin war mit im Boot, kannte die Risiken.

00:22:11: Gut im besten oder im schlimmsten Falle war ja eh keine Heilung eigentlich in Sicht und die Prognose insgesamt schlecht.

00:22:17: Aber sie hat dann auch entsprechend zugestimmt oder ...

00:22:21: Genau, dass die ... ja, Prognose ... insgesamt vorsichtige ist, war natürlich bei Ankunft schon klar, sodass wir eigentlich ja auch schon bei Ankunft besprochen haben, dass wir unser möglichstes geben, da die Aussichten insgesamt ja eher schlecht stehen, dass man es wirklich ganz gezielt behandeln kann, war entsprechend anfangs auch schon besprochen, dass diese Ja, dass außergewöhnlichere Optionen vielleicht genutzt werden.

00:22:49: Es war ganz klar der Wunsch, dass wir da unser möglichstes tun, um den Fohlen zu helfen.

00:22:55: Und letztendlich glücklicherweise hatten wir da die Chance bekommen, diese Therapie über den Zeitraum fortzuführen.

00:23:02: Wie muss ich mir das dann bildlich vorstellen?

00:23:04: Wie wird diese libhithaltige Lösung verabreicht?

00:23:07: Auch intravenös, oder?

00:23:09: Ja, es war so, dass wir ... die Fettlösung über einen Tropf verabreichen mussten.

00:23:16: Etwas ungewöhnlich, das sieht eigentlich aus wie Milch in einer Flasche.

00:23:19: Das dann letztendlich dem Fohlen in die Venen einzugeben, ist doch ungewöhnlich.

00:23:25: dass das Meiste, was man spritzt, irgendwie durchsichtig ist.

00:23:28: Wie ist die

00:23:28: Menge, damit ich mir das besser vorstellen kann?

00:23:30: Ist es ein Liter oder sind's hundert Milliliter?

00:23:33: Wir haben ungefähr ein halben Liter, vielleicht etwas mehr genommen.

00:23:37: Das mussten wir natürlich erst mal organisieren, weil das kein übliches Medikament ist, was wir beim Pferd einsetzen.

00:23:42: Das wäre meine nächste Frage gewesen, liegt das hier im Medikamentenschrank?

00:23:45: Oder wie kommt man daran?

00:23:47: Glücklicherweise ist hier im Haus auch eine Kleintierklinik.

00:23:50: Und die hatten das vorrätig.

00:23:52: konnten uns da aushelfen, sodass wir das dann entsprechend auch zügig nutzen konnten, nachdem wir entschieden hatten, dass wir den Therapieversuch wagen wollen.

00:24:00: Wofür

00:24:00: wird dieses Medikament sonst eingesetzt?

00:24:03: Es ist eine Fettlösung und wird unter anderem bei der parenteralen Ernährung benutzt.

00:24:10: Das heißt, bei schwer kranken Tieren, die nichts mehr fressen können, aber Energie benötigen.

00:24:15: Da kann man dann über einen Tropf sowohl Fette als auch Proteine und Glucose, also Traubenzucker verabreichen.

00:24:22: Und davon ist diese Lipid-Lösung eine Komponente.

00:24:25: Ja, gut, macht jetzt einen Unterschied, ob dann Hamster dran hängt oder eben ein ganzes Fohlen in der Abgabe der Menge, denke ich.

00:24:31: Genau.

00:24:32: Was haben Sie dann beobachtet?

00:24:34: Das war dann doch sehr erstaunlich, diese Lipid-Lösung, die wurde über ungefähr eine Stunde verabreicht.

00:24:41: Und kurz danach war es so, dass Fohlen wurde dann deutlich munterer eigentlich schon während wir das Medikament verabreicht haben.

00:24:48: Und nach Ende ... der Gabe war es so, dass wir das Fohlen dann aufstellen konnten.

00:24:55: Das Fohlen konnte stehen.

00:24:56: Wir haben es zur Stute gebracht.

00:24:58: Es hat am Euter gesaugt und getrunken.

00:25:00: Und davon war das Fohlen eine Stunde vorher noch sehr weit entfernt.

00:25:05: Da hat er eigentlich gar nicht auf Stimulation reagiert.

00:25:07: Man konnte ihn nicht aufstellen.

00:25:09: An einen so schnellen Effekt habe ich nicht geglaubt.

00:25:12: Es war beeindruckend zu sehen.

00:25:13: Wir haben natürlich gehofft, dass es einen Effekt hat.

00:25:16: Aber letztendlich war das ja sehr erfreulich und ... Der positive Trend hat sich dann von Stunde zu Stunde fortgesetzt.

00:25:24: Anfangs war das Fohlen noch etwas reduziert, etwas antriebslos und in den nächsten Stunden hat sich das Verhalten dann eigentlich zu dem Verhalten eines normalen Fohlen entwickelt.

00:25:33: So schnell!

00:25:34: Das hat wirklich nahezu unverzüglich, würde ich jetzt mal sagen, gewirkt.

00:25:39: glücklich für das Fohlen, dass wir da entsprechend so schnell den Zustand stabilisieren konnten und auch Stute und Fohlen dann wieder zusammenführen konnten.

00:25:46: Nehmen Sie uns mit, dieser Moment in dem Behandlungsraum mit Ihrem Team gemeinsam.

00:25:55: Wie wird das erlebt im Team?

00:25:57: Das

00:25:57: mache ich

00:25:57: vielleicht besser, weil das kann natürlich der Betroffene kaum so schildern.

00:26:02: Das ist ein extremes Erfolgserlebnis, das auch mit vielen emotionalen Momenten verbunden ist, das große Freude und einen riesigen Erfolg natürlich reflektiert.

00:26:13: Und das ist sicherlich ein Highlight, was man in seiner tiermedizinischen Karriere erleben kann, wenn man solche Fälle hat.

00:26:20: Und

00:26:20: jetzt rein wissenschaftlich, wo der auch Neuland beschritten.

00:26:24: mit diesem Weg.

00:26:25: Gibt es da auch noch, ich sage jetzt mal, impositiven wissenschaftliche Konsequenzen?

00:26:29: Also wird es festgehalten, wird es publiziert, damit eben auch andere Tiermediziner eben, wenn ein Fall bei ihnen Auftritt, darauf zurückgreifen können?

00:26:38: Also es ist natürlich kein direktes Neuland.

00:26:41: Es gab ja Literaturhinweise von anderen Spezies, sodass man das zwar transferieren musste, das Wissen, aber es ist nicht ganz neu gewesen.

00:26:51: Aber Diese erstaunliche und gute Wirkung hier, das war nicht zu erwarten, wirklich überhaupt nicht vorhersehbar.

00:26:59: Und das ist vielleicht etwas, wo andere Kollegen von uns profitieren werden.

00:27:03: Wir werden das sicherlich als kleine wissenschaftliche Mitteilung verfassen, sodass auch andere Tierärzte und vor allen Dingen andere Fohlen dann davon profitieren können, wenn es wieder zu solchen Unglücken kommt, was wir ja mindestens durch diesen Podcast vermeiden wollen.

00:27:19: Und wie hat die Pferdebesitzerin reagiert?

00:27:21: Wer hat ihr die gute Nachricht überbracht?

00:27:24: Das war meine dankbare Aufgabe.

00:27:26: Und das ist natürlich dann immer ein sehr, sehr erfreulicher Moment.

00:27:31: Die Besitzerin war definitiv sehr erleichtert und froh, weil es auch definitiv bei dem Gespräch davor am Abend oder am Tag zuvor nicht absehbar war, dass wir bei dem Fohlensohn positiven Ja, Effekt erzielen können.

00:27:46: Und da ist, denke ich, dann auch viel Erleichterung, was damit spielt.

00:27:51: Und ja, die Momente, wenn man entsprechend den Besitzern oder der Besitzerin, die doch dann auf einmal sehr positiven Nachrichten überbringen kann, das ist ja fast nochmal genauso schön wie in dem Moment, wo man den Therapie-Erfolg direkt am Patienten sieht.

00:28:03: Ich glaube, das können wir alle nachempfinden, wenn entgegen aller Erwartungen so ein Prozess dann einsetzt.

00:28:10: Was nehmen Sie und Ihr Team mit für die Zukunft aus so einem Fall?

00:28:14: Letztendlich hat das noch mal gezeigt, wie wichtig es ist, doch auch in ungewöhnlicheren Fällen zum einen die wissenschaftliche Literatur zu sichten und sich an Therapieverfahren heranzuwagen, die jetzt nicht tägliche Routine sind.

00:28:29: Und definitiv hat es unterstrichen, wie wichtig es ... letztendlich ist sich im Team auszutauschen mit den erfahreneren Kollegen und überhaupt auch der Austausch im Team, denn wie Professor Feige schon sagte, wenn viele Köpfe zusammen denken, dann kommen oft auch mal neue oder ungewöhnliche Therapieansätze heraus.

00:28:48: Die Schwarmintelligence.

00:28:50: Genau, so kann man sagen.

00:28:51: Und ja, ein Fall, der einem auch darin bestätigt in dem, was man hier tagtäglich tut, dass auch in Fällen, wo die Prognose am Anfang nicht optimal ist, dass man da doch sehr gute Erfolge erzielen kann.

00:29:03: Wir können auch noch das Resümee für Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer mitnehmen, weil das zeigt natürlich, dass Arzneimittel sehr potente Wirkstoffe enthalten, deren Wirksamkeit belegt ist und mit denen man natürlich sehr viel Benefit erreichen kann, aber bei Missbrauch oder bei falschem Gebrauch, wie hier in dem Fall die Überdossierung oder im falschen Alter angewendet, eben auch genauso.

00:29:31: zu schädigenden Wirkungen führen können.

00:29:33: Deshalb immer bestimmungsgemäßer Gebrauch von Arzneimitteln.

00:29:38: Das ist von Bedeutung, das sollten alle, die mit Arzneimitteln umgehen, sicherlich beherzigen.

00:29:44: Haben Sie noch weitere Takeaways jetzt für uns Pferdebesitzer im Umgang mit Medikamenten, um auch solche Fälle zu verhindern?

00:29:52: Ich denke grundsätzlich ratsam ist, dass man ... Medikamente als Neimittel einfach klar von allen anderen Preparaten trennt, dass nicht die Vitaminspritze direkt neben der Wurmkur im Schrank oder im Lager liegt, sodass man dann in der Eile des Gefechtes vielleicht beides verwechseln kann.

00:30:08: Sorgsamer Umgang mit den Medikamenten und dazu gehört halt auch, dass vor der Anwendung zu prüfen ist, passt das Gewicht und es ist das richtige Medikament für das richtige Tier.

00:30:20: Aber ich glaube, dass ... A und O ist einfach, um Verwechslungen zu vermeiden, dass die Medikamente einfach an einem separaten Ort oder in einem separaten Behälter aufbewahrt werden.

00:30:32: Um solche fatalen Irrtümer zu verhindern, denn in der Regel ist es ja nicht so, dass diese Medikamente beabsichtigt falsch verabreicht werden, sondern es sind in der Regel Verwechslungen des Präparats oder versehentliche Überdosierungen, weil das Körpergewicht einfach komplett falsch eingeschätzt wurde.

00:30:49: Und da kann auf jeden Fall dann auch der zuständige Haustierarzt weiterhelfen, falls das irgendwie unklar sein sollte.

00:30:55: Ein ganz wichtiger Hinweis.

00:30:57: Und ich muss sagen, mich hat dieser Fall wirklich sehr berührt und meine Hochachtung einfach auch davor,

00:31:03: dass

00:31:04: sie sich auf die Suche gemacht haben, dass sie recherchiert haben und nicht einfach naken dran, ja, das ist jetzt aussichtslos und wir erlösen das Fohlen direkt, sondern gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die tatsächlich dann sich auf die Suche machen, die richtigen Fragen stellen, Antworten finden und in dem Fall ein Leben gerettet haben.

00:31:24: Vielen Dank.

00:31:25: Vielen Dank Ihnen, dass Sie hier waren heute, Herr Reun und Frau Tenz und wir diesen interessanten Fall haben schildern können.

00:31:33: Vielen Dank.

00:31:33: Vielen

00:31:33: Dank auch von mir.

00:31:36: In der nächsten Folge sprechen wir über IBD.

00:31:39: Das steht für Inflammatory Bowel Disease.

00:31:42: Eine Entzündung des Verdauungstraktes des Pferdes, die den Dünndarm und manchmal auch den Diktar betrifft.

00:31:48: Bis dahin empfehlen Sie uns gern weiter und schicken uns auch Ihre Themenwünsche.

00:31:52: Einfach per Mail an podcast.gpm-wett.de.

00:31:57: Geschrieben podcast.gpm-vet.de.

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